Kunstfälschung war das zentrale Thema des diesjährigen
Kunstsachverständigentages des Bundesverbandes öffentlich bestellter und
vereidigter Kunstsachverständiger sowie qualifizierter Kunstsachverständiger
e.V. (BVK) am 24.03.2017, der in den wunderschönen Räumen der Klassik
Stiftung Weimar im Goethe- und Schiller–Archiv stattfand. Unter dem Titel „Original
– Gefälscht" beleuchteten die Referenten die Problematik der Fälschung von
Kunst umfassend aus der Sicht des Kunsthistorikers, Naturwissenschaftlers,
Kriminalisten und Juristen.
Zunächst entwickelte Prof. Dr. Wolfgang Holler,
Generaldirektor der Klassik-Stiftung Weimar, mit seinem Vortrag „Sind falsche
Originale echte Kopien?" die Geschichte der Kunstfälschung und die Abgrenzung
zwischen Fälschung und Original aus der Sicht des Kunsthistorikers.
Ernst Schöller, Kriminalhautkommissar i.R., beleuchtete in seinem
Vortrag mit dem Titel „Problemkreis Fälschungen" die kriminalistische Seite
der Kunstfälschung und berichtete aus seiner langjährigen Erfahrung als
ehemaliger Kunst-Fahnder des LKA Stuttgart u.a. vom Fall der 1.300 gefälschten
Giacometti-Skulpturen und der Causa Beltracchi.
Die Möglichkeiten und Grenzen sowie die Stärken und
Schwächen der naturwissenschaftlichen Untersuchung und Begutachtung von
Kunstwerken erläuterte Dr. Harald Müller, Geschäftsführer des IMS
Institute for Materials Science and Authenticity Testing GmbH, Wiesbaden.
Rechtsanwalt Dr. Louis
Rönsberg, Experte für Kunstrecht der Kanzlei SLB Klöpper
Rechtsanwälte, referierte zum Thema „Kunstfälschung in der anwaltlichen
Praxis". Dabei erläuterte er zunächst die Entwicklung der Rechtsprechung zur
zivilrechtlichen Haftung des Verkäufers gefälschter Kunst (Fälschungsbegriff,
Auktionskauf, Haftungsausschluss, Anfechtungsmöglichkeiten), ging dann auf die
strafrechtliche Haftung von Kunstfälscher und Händler ein (Urkundenfälschung
und Betrug) und fasste die Rechtslage zur Frage
der Vernichtung oder Kennzeichnung von Kunstfälschungenund zu
möglichen Unterlassungsansprüchen bezüglich von Behauptungen der Unechtheit
von Kunstwerken zusammen. Schließlich erläuterte der Anwalt die Rechtsprechung
zur Haftung des Kunstexperten und zu dessen Verschwiegenheitspflicht.
Prof. Dr. Hans Ottomeyer erörterte mit seinem Vortrag „Echt falsch – von den
wahren Fälschern" die Geschichte der Kunstfälschung und ihrer Protagonisten
von Leonardo da Vinci bis Wolfgang Beltracchi umfassend unter Bezugnahme auf
seine 28-jährige Erfahrung als Sachverständiger für Gemälde und Möbel bei der
Sendereihe „Kunst und Krempel" des Bayerischen Fernsehens.
Abgeschlossen wurde die Veranstaltung durch eine
Podiumsdiskussion der Referenten, moderiert von Herrn Dr. Sebastian Preuss,
stellvertretender Chefredakteur von „Weltkunst" und „Kunst und Auktionen".