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Stilrichtungen: Fauvismus


Der Fauvismus war eine, auf den freien Ausdruck der Farbe ausgerichtete Bewegung, die in Frankreich kurz nach der Jahrhundertwende in direkter Nachfolge auf den Impressionismus folgte. In Anlehnung an ihre plakativen, teilweise in grellen, mit komplementär gesteigerten Farben gemalten Bilder wurden die Maler als Fauves, „Wilde“ bezeichnet. Zu dem Kreis, der sich in gleichgesinnter Gestaltungsabsicht um Henri Matisse gesammelt hatte gehörten Künstler wie André Derain, Raoul Dufy, Georges Braque, Albert Maquet und Henri Charles Camoin.

Unter Verzicht auf symbolischen Gehalt und nicht an Wiedergabe physischer Erscheinungen gebunden, entstanden aus dem Erleben des Lichts Kompositionen aus Farbe, Form und Raum. Was den Fauvismus vom deutschen Expressionismus unterschied war der Verzicht auf ikonologische Gehalte und gesellschaftliche Bezüge. Die Maler dieser Strömung, die die Farbe als autonomes Prinzip für sich entdeckten, stellten ihre Arbeiten im Salon d´Autonome und im Salon des Indépendants aus. Eine Renaissance erlebte der Fauvismus Ende der siebziger Jahre in der Bewegung der „Neuen Wilden“ in Berlin.

Künstler:

André Derain
Raoul Dufy
Georges Braque
Albert Maquet
Henri Charles Camoin
Othon Freisz
Maurice de Vlaminck
Louis Valtat
Kees van Dongen
Jean Puy



Fluxus



Die zeitgenössische Kunstbewegung entwickelte sich Anfang der 1960er Jahre innerhalb der Aktionskunst parallel zum Happening. Die Anfänge gehen insbesondere auf den amerikanischen Komponisten John Cage zurück, der in den späten 50er Jahren in New York an der School of Social Research Kurse über „experimentelle Komposition“ abhielt. In diesen unkonventionellen Kursen entstanden aus Klängen und Geräuschen neue Musik. Teilnehmer waren Fluxus-Künstler der ersten Stunde wie George Brecht und Dick Higgins.

Ein wichtiges Mitglied und Organisator der New Yorker Fluxus-Gruppe war der Galerist George Maciunas, der der Gruppe 1961 zu ihrer ersten Publikation „An Anthology“, einer Text- und Gedichtsammlung verhalf. Der Ablauf einer Fluxus-Aktion wird häufig als „Konzert“ bezeichnet. Charakteristisch für diese Kunstform ist ein interdisziplinäres Nebeneinander von akustischen, choreographischen und musikalischen Ausdrucksformen. Eine Fluxus-Aktion ist im Gegensatz zum Happening im Vorfeld meist fest inszeniert, wobei die Zuschauer zwar integriert werden, jedoch kaum Möglichkeit zur Reaktion haben.

In den 60er Jahren verbreitete sich die Fluxus-Bewegung mit Vertretern wie Joseph Beuys und Wolf Vostell in den USA, Europa und Japan. Fluxus-Aktionen wie etwa die monologisch-sakralen Handlungen von Beuys präsentierten mitunter einige schockierende Elemente. Anarchistische Handlungen seitens des Publikums erinnern an die Dada- Bewegung der 1920er Jahre.

1962 fanden die bedeutendsten Fluxus-Veranstaltungen in Wiesbaden, Kopenhagen und Paris, 1963 in Amsterdam, Den Haag, London, Nizza und Düsseldorf statt. In dem 1974 von Dick Higgins gegründeten Verlag „Something Else Press“ erschienen zahlreiche Schriften, Gedichte und Manifeste der Fluxus-Künstler, mit denen sie sich gegen eine theoretische Festlegung ihrer Kunst wehrten. Fluxus existiert weder als klar definierte Kunstform noch als eine festumrissene Künstlergruppe. Es handelt sich vielmehr um einen Ereigniskanon aus Tanz, Theater, Musik, Rezitation, Pantomime, Aktion und Elementen bildender Kunst. Pure Lebenslust und Spaß an Interaktion sind zentrale Aspekte des Fluxus.

Fluxus blieb bis heute als lebendige Idee erhalten. So fand 1992 in Köln die Ausstellung „Fluxus-Virus“ statt.


Künstler:

John Cage
Joseph Beuys
Wolf Vostell
George Brecht
Dick Higgins
Jean-Jacques Lebel
Robert Filiou
Allan Kaprow
Claes Oldenburg
Murakami
Tanaka
Kanayama
Charlotte Moore
Jean Dupuy



Fotorealismus


Der Fotorealismus ist eine Stilrichtung, die in den späten sechziger Jahren entstanden ist. Sie hat sich einerseits aus dem Neuen Realismus, und anderseits aus einem neuen Realitätsbezug entwickelt. Es handelt sich dabei um eine bewusste Gegenströmung zur abstrakten Kunst. Mit fotografischen Mitteln in Verbindung mit Verfahren der Malerei, Collage und Bildhauerei, wird das Ziel zu verfolgt in einer Übersteigerung der realistischen Darstellung die Wirklichkeit als Illusion zu entlarven.

Die Bezeichnung Fotorealismus entstand spätestens 1966 im Zusammenhang mit der New Yorker Ausstellung „The Photographic Image“. Die Stilrichtung wird darüber hinaus auch als Hyperrealismus, Radikaler Realismus und, in den USA, als Sharp- Focus Realism, bezeichnet.

Die Fotorealisten fordern nicht nur eine neue, radikalere Betrachtungsweise der Realität heraus, sondern unterziehen jede optische Wahrnehmung einer Kritik mit technisch neutralen Mitteln. Zur Schärfung des Bewusstseins gegenüber der Realität dient eine Vielzahl an Motiven und Mittel, so hebt zum Beispiel der Porträtist Chuck Close auf überdimensionalen Leinwänden jedes Detail seiner „Gedichtslandschaften“ hervor. Howard Kanovitz präsentiert die Verlorenheit der Dinge auf verschiedenen Realitätsebenen. Richard McLean oder Franz Gertsch arbeiten mit wechselnden Brennweiten, Kunstlichteffekten und Bildadditionen.

Don Eddy, Ralph Goings, Richard Estes, David Parrish, Robert Bechtle oder John Smart konzentrieren sich überwiegend auf moderne Standardsymbole der Zivilisation. Weitere wichtige Vertreter dieser Stilrichtung sind Clem Clarke, Robert Cottingham, John Kacere, Richard Artschwager und Gerhard Richter.


Künstler:

Chuck Close
Howard Kanovitz
Richard McLean
Franz Gertsch
Don Eddy
Ralph Goings
Richard Estes
David Parrish
Robert Bechtle
John Smart
Clem Clarke
Robert Cottingham
John Kacere
Richard Artschwager
Gerhard Richter


Futurismus



Der Futurismus von 1909 bis 1916 gilt als die radikalste künstlerische Bewegung des 20. Jahrhunderts. Der Begriff „Futurismo“ wurde 1908 von dem italienischen Schriftsteller Filippo Tommaso Marinetti geprägt. In dem, am 20. Febru1909 in der französischen Zeitung „Le Figaro“ veröffentlichten Futuristischen Manifest proklamierte Marinetti die Vision einer Zukunft, die den Menschen in ungeahnte Höhen führen könne. Mit der nationalen Wiedergeburt sei die Zerstörung der bürgerlichen Kultur, ihrer Werte und all ihrer Institutionen verbunden.

Fünf Maler schlossen sich dem Manifest an: Umberto Boccioni, Carlo Carrà, Luigi Russolo, Giacomo Balla und Gino Severini. Am 11. Februar 1910 veröffentlichten sie das „Manifest futuristischer Maler“ und zwei Monate später das „Technische Manifest der futuristischen Maler“. Die Futuristen, die sich von konventionellen Gestaltungskriterien wie „Harmonie“ und dem sogenannten „guten Geschmack“ losgelöst hatten, wandten sich den neuen gegenwärtigen Erscheinungen zu. Die Großstadt, das Automobil, das moderne Leben und technische Errungenschaften waren zentrale Themen ihrer Arbeiten.

Das Anliegen futuristischer Kunst wurde in der Zeitschrift „Lacerba“ wie folgt formuliert: „um den Betrachter in die Mitte des Bildes setzen zu können, soll der besondere Rhythmus eines jeden Gegenstandes, seine Tendenz, seine Bewegung veranschaulicht werden“. Die Animation des Betrachters zum aktiven Sehen, und das Nachvollziehen des Dargestellten in einem kontinuierlichen Prozess war Intention der Futuristen. Die formale und zeitliche Verräumlichung des Bildgeschehens beinhaltete den zentralen Begriff des Futurismus: die Simultaneität.

Die Wanderausstellung im Jahre 1912 machte den Futurismus in ganz Europa bekannt und führte dazu, dass in fast allen, sich gleichzeitig entwickelnden Stilrichtungen Elemente der futuristischen Malerei zu entdecken waren: dynamische Formdurchdringung, rhythmische Farborchestrierung und Simultaneität.

Künstler:

Umberto Boccioni
Carlo Carrà
Luigi Russolo
Giacomo Balla
Gino Severini
Ardengo Soffici
Ottone Rosai
Achille Funi
Mario Sironi
Nicholay Diulgheroff
Pippo Oriani
Enrico Prampolini
Gerardo Dottori