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Japonismus



1872/73 führte Philippe Burty den Begriff "Japonisme" in seinem Artikel "La Renaissance littéraire et artistique" ein. Zunächst stand der Terminus für die Imitation japanischer Kunst, insbesondere im Kunsthandwerk. Als Aufnahme und Verarbeitung japanischer Anreize versteht sich die Stilrichtung heutzutage.


Nachdem sich Japan im Jahre 1854 politisch und wirtschaftlich nach Europa geöffnet hatte, wurde die japanische Kunst in den Westen importiert. Kulturell manifestierte sich die Tendenz zunächst in der Einrichtung japanischer Pavillons bei den großen Weltausstellungen, wie zum Beispiel 1862 in London. Die Japan-Mode des 19. Jahrhunderts wurde als eine Art Exotismus begriffen und beispielsweise im Frühwerk Claude Monets motivisch verarbeitet. Stark integriert wurde der Japonismus von den Impressionisten, die sich von japanischen Farbholzschnitten beeinflussen ließen.

Charakteristisch für japonistische Werke ist die Integration symbolistischer Elemente in eine ihm eigentümliche flächenbezogene Formensprache.
1890 zeigte die École des Beaux-Arts in Paris eine Japan-Ausstellung, von der sich dem Symbolismus zugeneigte Künstler inspirieren ließen.
Die Kunst Japans übte starken Einfluss auf den Postimpressionismus aus, so auf die Gruppe der Nabis, den Jugendstil und die Art Nouveau, deren Vertreter den Japonismus als Kunst der Ursprünglichkeit betrachteten.


Künstler:

Félix Bracquemond
Alfred Stevens
James Abbot
McNeill Whistler
Édouard Manet
Edgar Degas
Mary Cassatt
Claude Monet
Henri de Toulouse-Lautrec
Vincent van Gogh
Maurice Denis
Pierre Bonnard
Édouard Vuillard



Jugendstil



Um 1900 entstand die Bezeichnung für diese international verbreitete Strömung, abgeleitet von der 1896 in München gegründeten Kunstzeitschrift "Jugend". In Frankreich bekannt unter dem Begriff "Art Nouveau", in Österreich "Sezessionsstil" und in anderen Ländern wie Rußland und England "Moderner Stil" genannt, umfaßte der Jugendstil sämtliche Gebiete der angewandten und bildenden Kunst, die Malerei und Graphik, Mode, Tanz, Architektur und Innenarchitektur.

Anreiz erfuhr der Jugendstil durch Symbolismus, Nachimpressionismus und Japonismus und entwickelte sich zentral in Kunsthandwerk, Architektur, Buchdruck und Plakat. Bildende Künstler wandten sich diesen Gebieten zu und organisierten sich in Sezessionen. Eine wichtige Rolle spielt hier vor allem die 1897 von Gustav Klimt gegründete Wiener Sezession. Es entstanden Privatpressen und Werkstätten für Kunsthandwerk, wie zum Beispiel die Wiener Werkstätte im Jahre 1903.
Neue Kunstzentren entwickelten sich in Barcelona, Glasgow, Darmstadt und Nancy. Die neue Bewegung in Zusammenhang mit einer Reform der Kunstgewerbeschulen stellte sich in Ausstellungen wie in Galerien dar, so 1902 bei der Esposizione Internazionale d' Arte Decorative in Turin und 1895 in der Salomon Brings Galerie L'Art Nouveau in Paris. Eine Reihe von Zeitschriften wie "The Studio" oder "Deutsche Kunst und Dekoration" verbreiteten die Ideen der Strömung.

Mit dem Jungendstil brach ein neues Kunstverständnis aus, wobei sich die Künstler in ihrem Design mit der modernen Industrie und ihren neuartigen Materialien auseinandersetzten. Charakteristisch für diesen Stil sind ein ausgeprägtes Formbewußtsein, die Betonung der Linie im Verhältnis zu Fläche und Raum, eine dekorative Ornamentik sowie eine assoziationsstarke Symbolik. Unter Einbezug von Elementen der fernöstlichen Kunst sollten vor allem Bewegung und Metamorphose zum Ausdruck kommen. Angestrebt wurde eine antihistoristische Reform und Wechselwirkung aller Künste, wobei die Grenzen zwischen angewandten und niederen sowie freien und hohen Künsten gesprengt werden sollten. Im Vordergrund stand die Utopie einer Versöhnung zwischen Kunst und Technik.

In der Architektur schuf der Jugendstil eine Verbindung der Künste in der Umweltgestaltung, die in der Folgezeit vom "Deutschen Werkbund" und vom "Bauhaus" weitergeführt wurde. Künstler wie Réne van de Velde bemühten sich um eine betonte Stilisierung von Alltagsgegenständen in der Absicht, eine Synthese von Funktionalität und Schönheit herzustellen.

Aus England kamen Anstöße zu Entwürfen für Kunsthandwerk und Plastik insbesondere von William Morris. Einflußreich war ebenfalls die "Arts and Crafts Exhibition Society", die eine Erneuerung des Kunsthandwerks anstrebte.

Mit Beginn des Ersten Weltkriegs fand der Jugendstil durch sämtliche seiner Gattungen hindurch ein Ende. Die Stilrichtung bildete einen entscheidenden Übergang vom Impressionismus zum Expressionismus. Die dekorative Linie nahm abstrakte Formgebung bereits vorweg. Ebenso war der Jugendstil wegbereitend für Grundlagen moderner Richtungen wie Funktionalismus, Neues Bauen und Art Déco.


Künstler:

Antonio Gaudí
Henry van de Velde
Gustav Klimt
William Morris
Max Klinger
Walter Leistikow
Ludwig von Hofmann
Réne Lalique
Louis Comfort Tiffany
Émile Gallé
Victor Horta
Auguste Daum
Antoine Daum
Ferdinand Hodler
Pierre Roches
Bernhard Pankok
Richard Riemerschmid
Peter Behrens
George Minnes
Charles Rennie Mackintosh
Pierre Cécile Puvis de Chavannes
Jan Thorn-Prikker
Jan Toorop
Ludwig von Hofmann
Melchior Lechter
Hans von Marées
Franz von Stuck
Heinrich Vogeler
Henri de Toulouse-Lautrec
Alfons Maria Mucha
Aubrey Beardsley
Otto Wagner
Josef Hoffmann
Hector Guimard
August Endell