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Nabis


Nabis, zu hebräisch Propheten, ist der Name für den 1888 entstandenen Künstlerkreis um Paul Sérusier. Sérusier vermittelte den Mitgliedern die Ideen und das Werk Paul Gauguins. Gemeinsamer Ausgangspunkt war die Betonung der Fläche als der eigentlich dekorativen Form im Gegensatz zur Formauflösung des Impressionismus. Von Interesse waren philosophisch-religiöse Themen.

Essentielle Bedeutung für die Gruppe hatte das kleine Bild "Bois d´Amour", das Paul Sérusier unter Gauguins Anleitung 1888 auf eine Zigarettenkiste malte. Durch den festgefügten Aufbau von Farbzonen und durch die Abkehrung von einer naturalistischen Darstellungsweise, zeigte dieses Bild stark avantgardistische Tendenzen. Der Künstlerkreis traf sich zu monatlichen Symposien im Atelier Paul Ransons. Zur Gruppe gehörten Schüler der Pariser Académie Julian, wie Ker-Xavier Roussel, Henri-Gabriel Ibels und Maurice Denis. Etwas später traten Pierre Bonnard, Édouard Vuillard, Félix Vallotton, Józef Rippl-Rónai, Jan Verkade, Astride Maillol und Georges Lacombe hinzu.

Nabis hatte eine Affinität zur symbolistischen Literatur, was sich in den Lithographien für ihre eigene Zeitschrift "La Revue Blanche" manifestierte. Der Stil der Nabis war nicht einheitlich, vielmehr verband sie die Suche nach der dekorativen Form. Aus diesem Grunde floss einiges von Nabis in den Jugendstil ein. Die 1908 eröffnete Académie Ranson führte die Ideen der Künstlergruppe fort.

Künstler:

Paul Sérusier
Paul Ransons
Ker-Xavier Roussel
Henri-Gabriel Ibels
Maurice Denis
Pierre Bonnard
Édouard Vuillard
Félix Vallotton
Józef Rippl-Rónai
Jan Verkade
Astride Maillol
Georges Lacombe




Nazarener

Als Nazarener oder auch Lukasbund bezeichnet man eine Gruppe von deutschen Malern, welche die erste effektive antiakademische Bewegung in der europäischen Malerei darstellten und die sich im Jahr 1809 zusammenschlossen. Sie wandten sich gegen die Doktrin der Wiener Akademie, die damals von Heinrich Füger geleitet wurde. Was die Nazarener verband war weniger ein einheitlicher Malstil als vielmehr die Ablehnung der akademischen Malerei und die Rückkehr zu den religiösen Idealen des Mittelalters. Zum Vorbild wurden ihnen dabei die Malerei der Frührenaissance und die des Mittelalters, wobei sie insbesondere die altdeutschen Meister bewunderten.

Die Gründer der Nazarener waren sechs Wiener Studenten, von denen vier, nämlich Friedrich Overbeck, Franz Pforr, Johann Konrad Hottinger und Ludwig Vogel im Jahre 1810 nach Rom übersiedelten und sich im Kloster Sant' Isidoro niederließen. Später stießen unter anderem Peter von Cornelius und Wilhelm von Schadow zum Lukasbund. Eines der Hauptanliegen der Nazarener war die Wiederbelebung der mittelalterlichen Freskomalerei.

Sie führten die Fresken in der Casa Bartholdy (1816-1817) und dem Casino Massimo (1817-1829) in Rom aus, wodurch sie als Gruppierung international bekannt wurden. Mit dem Weggang von Cornelius 1819 nach München begann sich der Bund aufzulösen.


Künstler:

Joseph Wintergerst
Joseph Sutter
Friedrich Overbeck
Franz Pforr
Johann Konrad Hottinger
Ludwig Vogel
Peter von Cornelius
Wilhelm von Schadow
Philipp Veith
Franz Catel
Joseph Anton Koch
Joseph von Führich
Julius Schnorr von Carolsfeld



Die Bezeichnung steht als Kurzform für "Neue Geometrie". Unter diesem Begriff wird die geometrisch, abstrakte Kunst zusammengefasst, die in den 80er Jahren der dominanten expressiven Kunst gegenüberstand, wie unter anderem den "Neuen Wilden" in Deutschland, der "Transavantguardia" in Italien oder den "Bad Paintings" in den USA.

Charakteristisch für diese Stilrichtung ist eine geometrische, gegenstandslose und formalistische Bildsprache. Als eigenständiger Terminus lässt sich NeoGeo nur schwer abgrenzen und bietet Überschneidungen zu den von Heinrich Klotz geprägten Begriffen "Zweite Moderne" und "Neue Abstraktion". Die Stilrichtung umfasst sehr unterschiedlich arbeitende Künstler der pluralistischen Postmoderne. Repräsentiert wird diese Stilrichtung weniger durch geschlossene Künstlergruppierungen als vielmehr durch für sich arbeitende Einzelpersönlichkeiten.


Künstler:

noney Palermo
Ernst Caramelle
Gerhard Merz
Helmut Dorner
Helmut Federle
Günther Förg
John M Armleder
Imi Knoebel
Olivier Mosset
Bertrand Lavier
Peter Halley
Gerwald Rockenschaub



Neoklassizismus



Der Terminus steht für eine Stilrichtung des späten 18. und des frühen 19. Jahrhunderts im romanischen und angelsächsischen Sprachgebrauch, die in Deutschland als Klassizismus bezeichnet wird. Im Deutschen wird der Begriff außerdem für eine klassizistische Tendenz in Malerei, Bildhauerei und Architektur zum Ende des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verwendet. Eine eindeutige Definition des Neoklassizismus ist in den bildenden Künsten nicht möglich.

Historisierende Tendenzen, wie sie vor allem in den 20er Jahren aufkamen, zeigten einen Rückgriff auf die Antike im ideellen, formalen und thematischen Bereich. Oft waren die Bildthemen mythologisch. Mit dem ersten Weltkrieg wurde diese Rückkehr zum zeitlosen Formideal der Antike ausgelöst. Der Neoklassizismus ist eine Gegenbewegung zur experimentellen Kunst des beginnenden Jahrhunderts. Im Purismus bemühte er sich, eine Synthese von zeitlosem Schönheitsideal und äußeren Erscheinungsbild des Industriezeitalters herzustellen. Die Stilrichtung wurde ebenso im Novocento Italiens und in die faschistische Kunstpropaganda als reaktionäre Bewegungen integriert.

In der Architektur ist der Neoklassizismus eindeutiger zu erfassen. Charakteristisch ist ein strenger, oft kubistischer Aufbau mit proportionaler Ausgewogenheit und antiken Elementen. Die 70er Jahre wiesen in der postmodernen Architektur erneut neoklassizistische Tendenzen auf.


Künstler:

Adolf von Hildebrand
Giorgio De Chirico
Pablo Picasso
Arno Breker
Josef Thorak
Adolf Ziegler
Karl Friedrich Schinkel
Peter Behrens
Adolf Loos
Aristide Maillol
Robert Stern




Neue Figuration



Mit dieser umfassenden Bezeichnung lässt sich die Tendenz einer Gruppe westdeutscher Künstler der 60er und 70er Jahre charakterisieren. Der Begriff der Neuen Figuration wurde 1961 von dem Kunstkritiker Michael Ragon eingeführt.

Der Terminus bezeichnete figurative Tendenzen in einer Zeit, in der die Abstraktion dominierte. Die entstandenen Figurationen vom Menschen und seiner Umwelt sind stark von der Pop Art und vom Surrealismus beeinflusst. Die Künstler suchten jedoch nach einer eigenen Symbolsprache und bedienten sich einer eigenen Ornamentik. Die Hauptvertreter der Neuen Figuration sind Hans Baschang, Rainer Küchenmeister, Rudolf Schoofs, Wilhelm Wessel und Lambert Maria Wintersberger.

Künstler:

Hans Baschang
Rainer Küchenmeister
Rudolf Schoofs
Wilhelm Wessel
Lambert Maria Wintersberger
Werner Knaupp
Eberhard Schlotter
Hans Jürgen Kleinhammes
Otmar Alt
Jan Voss
Werner Nöfer


Neue Sachlichkeit



In den 20er Jahren entstand die Stiltendenz der Neuen Sachlichkeit in Malerei, Architektur und Design, die mit distanzierter Darstellung kühler Sachlichkeit den Expressionismus ablöste. Der Begriff wurde im Jahre 1922 vom Direktor der Mannheimer Kunsthalle, Gustav Friedrich Hartlaub für eine Gesamtschau geprägt, welche die realistische Malerei dieser Zeit umfaßte und 1925 als Wanderausstellung gezeigt wurde. 1923 entstanden durch Franz Roh die Bezeichnungen Magischer Realismus und Nachexpressionismus. Tendenzen aus dem Neo-Klassizismus entwickelten sich in München, während in Berlin die sozialkritisch, politisch links orientierte Richtung vorherrschte, mit ihrem Hauptvertreter Otto Dix. Diese Tendenz wurde auch als Verismus bezeichnet aufgrund ihrer extremen Darstellungen der Großstadtszenerie der Weimarer Republik. Neben derartigen Stadtlandschaften entstanden schwerpunktmäßig nüchterne Stilleben, Portraits und Gruppenbildnisse.
In Architektur und Design bezeichnet die Neue Sachlichkeit eine von Zweckmäßigkeit geprägte Gestaltung, die sich vom Historismus abwendet. Die wichtigsten architektonischen Strömungen dieser Zeit wie der International Style, das Neue Bauen, Rationalismus und die CIAM fanden Anwendung auf den Begriff der neuen Sachlichkeit. Maßgebliche Bedeutung kam dem Städtebau zu. Bei den architektonischen Entwürfen für Gebäude und Siedlungen standen funktionale und soziale Aufgaben im Zentrum des Interesses. Bauten wie Walter Gropius' Bauhaus in Dessau zeichneten sich durch strenge Linien und Flächen aus und entstanden unter Verwendung moderner Materialien wie Stahl und Beton.
Parallel dazu ließen sich entsprechende Entwicklungen im Design beobachten. Charakteristisch für die industriellen Serienprodukte dieser Zeit sind die Zeitlosigkeit ihrer ornamentlosen strengen Formen.


Künstler:

Alexander Kanoldt
Georg Schrimpf
Wilhelm Heise
Carlo Mense
Otto Dix
George Grosz
Heinrich Maria Davringhausen
Rudolf Schlichter
Nikolaus Stoecklin
Wilhelm Heise
Christian Schad
Werner Heldt
Carlo Mense
Anton Räderscheidt
Karl Hubbuch
Walter Gropius
Hannes Meyer
Ludwig Mies van der Rohe
Le Corbusier


New Image Painting


Der Begriff für eine amerikanisch figurative Malerei wurde 1978 abgeleitet von der Ausstellung "New Image Painting" im New Yorker Whitney Museum of American Art und stellte eine Gegenbewegung zur konzeptionellen Kunst in den USA dar.

Ein Vorläufer dieser sich im Zuge des Neoexpressionismus verbreitenden Stilrichtung ist Philip Guston, der sich in den 70er Jahren in Abwendung vom Abstrakten Expressionismus einem figurativ comicartigen Stil widmete.

New Image Painting strebte wie die Arte Cifra in Italien und die Bewegung der Neuen Wilden in Deutschland unter Rückbesinnung zur Malerei eine neue Innerlichkeit mit symbolischen Bildbezügen an.
Diese amerikanische Version der Postmoderne ist jedoch längst nicht mit der intensiven Sinnlichkeit und geistigen Energie der europäischen Strömung vergleichbar, die sich seit 1978 entwickelte.


Künstler:

Jonathan Borofsky
Susan Rothenberg
Jennifer Barlett
Neil Jenney
Denise Greene
Philip Guston


Nouveau Réalisme



Nouveau Réalisme ist eine Bezeichnung für die Kunst einer Gruppe von Pariser Objektkünstlern, die sich 1960 um den Kritiker Pierre Restany zusammenschlossen. Der Nouveau Réalisme hatte das Ziel "die soziologische Realität ohne jede polemische Absicht" zu registrieren.

Die Nouveaux Réalistes orientierten sich an der tatsächlichen Realität und bemühten sich, Formen und Objekte der Alltagswelt in ihre Werke mit einzubeziehen.

Zu den wichtigsten Vertretern gehörten Künstler wie Arman Fernandez, César Baldaccini, Martial Raysse, Daniel Spoerri, Yves Klein und Jean Tinguely. Später kamen Niki de Saint-Phalle, Christo und Gérard Deschamps hinzu. In Akkumulationen, Readymades und Assemblagen schufen die Nouveaux Réalistes ein neues Formenrepertoire. Mit der Verhüllung entwickelte Christo ab 1963 ein neues Kunstmittel.

Künstler:

Arman Fernandez
César Baldaccini
Martial Raysse
Daniel Spoerri
Yves Klein
Jean Tinguely
Niki de Saint-Phalle
Christo
Gérard Deschamps